Schilddrüsenerkrankungen bei Kindern

angeborene Schilddrüsenunterfunktion

 

  • Häufigkeit ca. 1:4000 Neugeborene
  • häufigste angeborene Hormonstörung
  • wird durch das Screening am 3. Lebenstag mit untersucht
  • bei 40% der erkrankten Kinder ist keine Schilddrüse vorhanden
  • bei 10-20% werden keine Hormone erzeugt, obwohl die Schilddrüse vorhanden ist
  • bei Feststellung einer angeborenen Unterfunktion sollte das Kind sofort in eine Kinderklinik mit endokrinologischem Fachwissen
  • sofortige Hormongabe nötig, um Entwicklungsstörungen zu verhindern
  • i. d. R. mit 10-15 µg Thyroxin pro kg Körpergewicht begonnen
  • meist als Tablette, die auf Löffel aufgelöst wird (nie in die Flasche geben)
  • neuerdings auch als Tropfen möglich (bessere Dosierbarkeit)
  • Ziel ist die möglichst schnelle Normalisierung der Hormonlage

Trijodthyronin (T3) ist ein hochwirksames Schilddrüsenhormon. Es ist für die meisten Stoffwechselvorgänge nötig u. a. für die Temperaturregulation und die Gehirnentwicklung. T3 wird im Körper aus Tetrajodzhyronin / Thyroxin (T4) gebildet. T4 wird bereits ab der 12. Woche durch die Schilddrüse des ungeborenen Kindes gebildet.

Angeborene primäre Hypothyreose

 

Therapie: Gabe von Thyroxin (T4)

  • zu Beginn 12-15 µg/kg/Tag d.h. ca. 50 µg/Tag
  • nach 3 Wochen 37,5 µg/Tag
  • in den ersten 3 Lebensjahren ca. 4-6 µg/kg/Tag
  • zwischen dem 3.-12. Lebensjahr 3-5 µg/kg/Tag
  • danach 3 µg/kg/Tag

lebenslange Hormoneinnahme nötig

Serum T4 sollte im Normbereich, TSH im unteren Normbereich (0,5-1,5 mU/l) gehalten werden

 

Damit soll die normale körperliche und geistige Entwicklung gesichert werden.

vorübergehende Unterfunktion

 

Eine vorübergehende Unterfunktion kann durch ein hohes Jodangebot (z.B. durch Jodkontamination der Mutter durch Desinfektionsmittel) ausgelöst werden.

Informationen von und für Eltern schilddrüsenkranker Kinder findet man z.B. bei

 

"Die Schmetterlinge e. V. ● Kinder, Jugendliche und betroffene Eltern"

http://www.sd-bv.de/kinder.php

 

weitere Informationsquellen:

 

http://www.schilddruesenguide.de/kinder.html

http://www.docs4you.at/Content.Node/Spezialbereiche/Endokrinologie_und_Diabetes/Elterninformation_Hashimoto.pdf

 

 

 


Für Kinder - Das Hormonsystem kindgerecht erklärt - 
http://www.druese.at/pdf/kids.pdf

 


Vorsicht - Schilddrüsenhormone sollten möglichst immer eingeschlichen werden!

 

 

 

WI C H T I G !!!


Bei allen autoimmun bedingten Schilddrüsenerkrankungen muss die Gabe jodhaltiger Medikamente und Kontrastmittel unbedingt vermieden werden.

Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion und welche Folgen hat sie?

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion werden nur unzureichende Mengen an Schilddrüsenhormonen produziert oder sie können Ihre Aufgaben aus verschiedenen Gründen nur unzureichend erfüllen. Schilddrüsenhormone sind für viele Vorgänge in unserem Körper verantwortlich, z.B. den gesamten Stoffwechsel, die Verwertung von Fetten, Proteinen und Kohlehydraten, die Regulierung der Körpertemperatur, das Wachstum und die Entwicklung des Gehirns. Deshalb hat eine unbehandelte Unterfunktion immer gravierende Folgen für die körperliche und vor allem auch die geistige Entwicklung eine Kindes.

Ursachen der Unterfunktion

Bei Neugeborenen
Eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion wird entweder durch das sehr seltene komplette Fehlen der Schilddrüse (Aplasie) oder einer Unterentwicklung der Schilddrüse verursacht, welches ca. bei einem von 3000 bis 4000 Neugeborenen vorkommt. Möglicherweise ist aber auch eine Jodfehlverwertung die Ursache, welche erblich bedingt ist. 

Bei Kindern und Jugendlichen
Häufig ist eine Autoimmunthyreoditis, auch Hashimoto Thyreoditis genannt, die Ursache. Die genetische Disposition dafür wird häufig von einem Elternteil (manchmal sogar von Beiden) vererbt. 

Symptome der Unterfunktion 

Symptome beim Neugeborenen auf Grund angeborener Schilddrüsenunterfunktion
hohes Geburtsgewicht, Trinkschwäche, sehr niedrige Körpertemperatur - Untertemperatur, Blähungen, Verstopfung, Nabelbruch, verlängerte Gelbsucht, sehr große Zunge, trockene Haut, sprödes Haar, brüchige Nägel, Bewegungsunlust, Muskelschwäche, ausdrucksschwache Mimik, geistige und körperliche Entwicklungsverzögerungen bzw. Entwicklungsstörungen

Symptome bei Kindern und Jugendlichen
ständige Müdigkeit, Schwäche, verspätete Zahnung, Verstopfung, Übelkeit, Schlafstörungen, plötzlich sehr hohes Schlafbedürfnis, starke Kälteempfindlichkeit, Kleinwuchs, Störungen des Knochenwachstums, Panikattacken, Antriebsschwäche, Aggressionen & Lethargie (möglicherweise sogar im Wechsel) verzögerte Pubertät, Konzentrationsschwäche, manche Kinder werden trotz UF hibbelig - verstärkt am Abend

Therapie der Unterfunktion

Zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion stehen verschiedenen Medikamente zur Verfügung. Vorwiegend werden reine Levothyroxinpräparaten (T4) verordnet. Es stehen allerdings auch Medikamente welche Liothyronin (T3) separat enthalten oder auch Kombipräperate aus T3 & T4 zur Verfügung.

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion, ihre Ursachen und welche Folgen hat sie?

Eine Schilddrüsenüberfunktion im Kindesalter ist entweder angeboren oder autoimmun bedingt. Morbus Basedow wird durch aktivierende Antikörper verursacht, die eine übermäßige Hormonproduktion veranlassen. Das kann auch zur Größenzunahme führen. Morbus Basedow ist aber keine Jodmangelkrankheit, sondern entsteht oftmals durch ein zuviel an Jod!

Symptome der Überfunktion 

zu schnelles Wachstum, starkes schwitzen, Überaktivität, Panikattacken, Schlafstörungen, Gewichtsverlust trotz guter Nahrungsaufnahme, Muskelschmerzen, schnelle Reizbarkeit

Therapie der Überfunktion

Die Therapie erfolgt bei Kindern und Jugendlichen im Allgemeinen entweder durch die zeitlich begrenzte Unterdrückung der übermäßigen Hormonproduktion mit Hilfe von Thyreostatika oder wenn dies nicht erfolgreich ist, durch Operation.

Diagnostik

Bei Neugeborenen
Alle Neugeborenen in Deutschland werden einem sogenannten TSH-Screenig unterzogen, dessen Kosten von den Krankenkassen übernommen werden. Jedem Säugling wird am fünften Tag nach der Geburt ein Tropfen Blut aus der Ferse entnommen und damit die Konzentration des TSH im Blut bestimmt. Bei einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH stark erhöht. Durch diese frühzeitige Diagnose kann eine umgehende Erkennung und Behandlung erfolgen, wodurch geistige und körperliche Behinderungen vermieden werden können.

Bei Kindern und Jugendlichen
Um bei dem Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung eine richtige Diagnose stellen zu können, ist es wichtig, dass der Arzt eine umfassende Diagnostik durchführt und nicht nur per Blutuntersuchung den TSH kontrolliert! 
Der TSH unterliegt tageszeitlichen Schwankungen. Außerdem verwenden die Labore unterschiedliche Meßmethoden. Auch die Normwerte sind von Labor zu Labor unterschiedlich, so dass es durchaus passieren kann wenn z.B. ein TSH von 3,10 mIU/l vorliegt, dass lt. Labor A kein Behandlungsbedarf besteht, weil hier der Normbereich mit beispielsweise 0,3 - 4,2 festgelegt wurde, lt. Labor B aber auf Grund des mit 0,27 - 2,50 festgelegten Normbereiches bereits eine behandlungsbedürftige Unterfunktion vorliegt. Diese Unterschiede resultieren aus den kontroversen Meinungen der Mediziner, ab wann eine Unterfunktion tatsächlich behandelt werden sollte. In Bezug auf eine beginnende Überfunktion sind sich die Mediziner dagegen weitgehend einig, weshalb die Normbereiche zum TSH in relativ gleicher Höhe beginnen.
Zu einer umfassenden Diagnostik gehören die Messung des freien T3, freien T4, TPO-AK (auch MAK), TG-AK (auch TAK), TSH-AK (auch TRAK) sowie ein Ultraschall (Sonografie) der Schilddrüse. 
Die Antikörper müssen nicht zwingend vorhanden sein. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen sind diese oft noch nicht vorhanden, weshalb nur die Sonografie eines erfahrenen Arztes letztlich Sicherheit geben kann, ob es sich um eine einfache Unter- bzw. Überfunktion handelt oder ob bereits eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung vorliegt. Es besteht auch die Möglichkeit, trotz Autoimmunerkrankung seronegativ zu bleiben, auch im Erwachsenenalter.
Sollte trotz allem keine eindeutige Diagnose möglich sein, ist es sinnvoll einen 
TRH-Test durchzuführen, um eine versteckte Unter- bzw. Überfunktion aufzuspüren oder auch letztendliche Gewissheit zu erhalten, dass alles in Ordnung ist und keine Schilddrüsenerkrankung besteht.


wichtige Laborwerte

TSH
fT 3
fT 4
TPO-AK
TRAK
TGAK

Lassen Sie sich die Laborwerte immer in Kopie aushändigen! Das ist ihr gutes Recht und hilft ihnen dabei zu erkennen, wo sie stehen. Fachliche Argumentationshilfe gegenüber Ihren Arzt bzw. Kinderarzt finden Sie hier

Ärzte

Um eine ädequate Behandlung des betreffenden Kindes oder Jugendlichen sicherzustellen ist es sehr wichtig auch einen kompetenten Arzt als Partner an der Seite zu haben. Haus- und Kinderärzte verfügen in der Regel leider nicht über ausreichende Zeit, Spezialisierung und Möglichkeiten, die für die Behandlung eines autoimmun erkrankten Kindes oder Jugendlichen notwendig sind. Aus diesem Grund empfiehlt es sich einen Endokrinologen aufzusuchen, welcher auch über ein höheres Budget verfügt, um die speziellen Tests durchführen zu können. Auch eine etwas weitere Entfernung sollte hier kein Hindernis sein, das es um die Gesundheit Ihres Kindes geht und die Untersuchungen anfangs ¼-jährlich, später meist ½-jährlich oder sogar jährlich erfolgen können. Entsprechende Angebote enthält diese Arztliste.

Zusätzlich gibt es hier 
http://www.paediatrische-endokrinologie.de/index.php?id=19&abc=R weitere Kinder- und Jugendärzte mit der Weiterbildung Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie!